Ihr Auftritt | Ihre Persönlichkeit
Wie Sie sich von Ihrer besten Seite präsentieren
Das Vorstellungsgespräch ist immer eine doppelte Prüfungssituation. Auf beiden Seiten findet ein Auswahlprozess statt. Aus Sicht der Arbeitsplatzanbieter steht die Überprüfung persönlicher und anforderungsbezogener Eignungsmerkmale der BewerberInnen im Mittelpunkt. Ziel ist es, den angebotenen Arbeitsplatz optimal zu besetzen, die geeignetste Kandidatin, den passendsten Kandidaten zu finden.
Für Sie geht es darum einerseits die Prüfungssituation Vorstellungsgespräch erfolgreich zu bewältigen. Andererseits sollten auch Sie kritisch beleuchten, ob der Arbeitsplatz mit seinen Aufgaben und Bedingungen und den Vorgesetzten Ihnen entsprechen, kurz: ob die Arbeitsbedingungen für Sie optimal sind. Natürlich soll das nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich im Vorstellungsgespräch zwei nicht so ganz gleichberechtigte Partner gegenübersitzen. Die Macht der Auswähler, einzustellen oder abzulehnen, ist der Wahlmöglichkeit des Bewerbers, seinerseits sich gegen den Job zu entscheiden, in der Regel überlegen.
Worauf kommt es Personalentscheidern vor allem an?
Sie wollen im Vorstellungsgespräch neben äußeren Merkmalen wie Aussehen, Auftreten, Manieren, sprachliches Ausdrucksvermögen vor allem Folgendes testen:
- Ihre Leistungsbereitschaft (-motivation)
- Ihre Persönlichkeit
- Ihre Kompetenz
Worauf es ankommt
Gelingen oder Misslingen eines Vorstellungsgesprächs hängt zu etwa 60-80 Prozent von Ihrer Persönlichkeit ab und damit von der Frage, wie sympathisch und vertrauenswürdig Sie auf den Auswähler wirken, ob Sie als anpassungs- und teamfähig eingestuft werden, ob Sie zum Unternehmen passen – einfach, ob man sich vorstellen kann, gut mit Ihnen zusammenzuarbeiten.
Leistungsbereitschaft wird getestet, indem man nach Ihrem Engagement, Ihrer Begeisterung, Ihrem Interesse fragt. Außerdem wird geprüft, ob Sie lern- und wirklich leistungswillig sind und sich mit der Arbeit und der voll Firma identifizieren können.
Kompetenz meint fachliche Qualifikation und das Vorhandensein berufsrelevanter Eigenschaften. Hier geht es vor allem um die Frage: Kann man Ihnen die Bewältigung der an diesem Arbeitsplatz anfallenden Aufgaben zutrauen?
Der Ablauf – 10 Stationen des Gesprächs
In der Regel läuft so ein Vorstellungsgespräch nach einem ganz bestimmten Muster ab. Sie können in den meisten Fällen davon ausgehen, dass folgende Themen mit den entsprechenden Fragen auf Sie zukommen:
- Begrüßung und Einleitung des Gesprächs
Es geht um den ersten Eindruck, die Kontaktaufnahme, das Äußere, Ihr Auftreten, Ihre Umgangsformen. Versuchen Sie, gelassen zu wirken und einigermaßen selbstsicher zu erscheinen. Prägen Sie sich den Namen Ihres Gesprächspartners ein, damit Sie Ihr Gegenüber ganz direkt namentlich ansprechen können. Das weckt Sympathie.
- Motive der Bewerbung und Leistungsmotivation
Typische Fragen:
Warum wollen Sie gerade bei uns arbeiten?
Warum haben Sie in Ihrer jetzigen Firma keine Aufstiegschancen?
Ihr Gegenüber möchte ergründen, aus welcher Situation heraus Sie sich bewerben. Wie fundiert sind Motivation und Interesse? Ist dieser Arbeitsplatz erste Wahl oder nur Kompromiss bzw. sogar Notlösung? Legen Sie sich vorher eine plausible Argumentation zurecht. Beklagen Sie sich auf keinen Fall über Ihren jetzigen Arbeitgeber. Gern gehört wird: Man möchte vorankommen, sucht neue Herausforderungen …
- Beruflicher Werdegang, Aus- und Weiterbildung
Typische Fragen:
Wie verlief Ihr bisheriger Berufsweg?
Was haben Sie an Ihrem jetzigen Arbeitsplatz für das Unternehmen erreicht?
Planung oder Zufall? Ist ein roter Faden bei Ihren Motiven für Arbeitsplatz- und Positionswechsel erkennbar? Welche beruflichen Erfolge können Sie vorweisen? Überlegen Sie sich vorher, was und wie Sie antworten und welches Bild Sie dabei von sich erzeugen.
Eine weitere mögliche Frage:
Was zeichnet Ihrer Meinung nach eine gute Führungskraft aus?
Hier steht Ihr idealtypisches Anforderungsprofil im Mittelpunkt und die Frage, ob Sie dieses auch persönlich einlösen. Mit anderen Worten: Wissen Sie, worauf es in leitender Position ankommt? Gut vorbereitet können Sie besser überzeugen, glaubwürdiger argumentieren.
- Persönlicher, familiärer und sozialer Hintergrund
Typische Fragen:
Erzählen Sie etwas über sich, wir möchten Sie gerne kennen lernen.
Was macht Ihr Mann/Ihre Frau beruflich?
Dies ist ein Test nach dem Motto: „Zeige mir dein Umfeld, und sich sage dir, wer du bist“. Seien Sie sich darüber im Klaren, dass Sie eine relativ konfliktfreie, weitgehend problemlose heile Welt präsentieren müssen. Sie sind nicht zur Wahrheit verpflichtet – und zwar besonders dann nicht, wenn Ihr Gegenüber sogenannte unzulässige Fragen stellt. Das sind Fragen nach dem persönlichen Wertesystem (Politik, Religion, Moral), Privatplänen, Intimes.
Eine weitere mögliche Frage:
Was möchten Sie für sich in naher/ferner Zukunft erreichen?
Lebensplanung und Zielsetzungen gehören zum Idealbild der guten Führungskraft. Lernen, Leistung, Vorwärtskommen. Haben Sie ein Gespür dafür, was man hier wohl von Ihnen hören will? Achtung: Es geht primär um Berufliches.
- Gesundheitszustand
Typische Fragen:
Waren Sie schon mal ernstlich krank?
Wie oft gehen Sie im Jahr zum Arzt?
Ihr Gegenüber testet, ob Sie ein gesunder, im Berufsleben voll einsatzfähiger Mensch sind oder ob mit Fehlzeiten (z.B. stressbedingt) zu rechnen ist. Der Arbeitgeber darf sich nur nach aktuellen Erkrankungen erkundigen, die die berufliche Leistungsfähigkeit einschränken. Bagatellerkrankungen, auch ein kleiner Heuschnupfen gehen ihn nichts an. Also logisch, dass Sie absolut gesund sind.
- Berufliche Kompetenz und Eignung
Typische Fragen:
Wie gut kennen Sie sich in unserer Branche, in unserem Metier aus?
Welche Kongresse, Fachtagungen, Weiterbildungen haben Sie in der letzten Zeit besucht?
Wie ist Ihre Meinung über …
Dies ist ein Test von Informationsstand und Fachwissen bis hin zur Aufforderung, ad hoc im Gespräch eine „Mini-Arbeitsprobe“ abzulegen.
Typisch auch folgende Fragen:
Was bedeutet für Sie Mitarbeiterführung?
Welchen Führungsstil praktizieren Sie?
Zeigen Sie Kompetenz durch fundiertes Hintergrundwissen zu dieser Thematik. Es geht um Ihre Fähigkeit, die Essentials in ein bis zwei Minuten prägnant darzustellen. Eine Vorbereitung ist unabdingbar.
- Informationen für den Bewerber/die Bewerberin
Jetzt wird Ihr Gegenüber berichten, wie es bei ihm in der Firma/Institution (angeblich) zugeht. Das ist eine wichtige Gesprächsphase, in der es vor allem auf Ihre Zuhörfähigkeit ankommt, d.h., zeigen Sie sich interessiert, fragen Sie nach, nicken Sie auch ab und zu zustimmend.
- Arbeitskonditionen
Hier beim ersten Gespräch werden grob die Rahmenbedingungen abgeklärt, wie Aufgabengebiet und Verantwortung. Detailliert besprochen werden diese Aspekte ebenso wie die Honorierung aber erst, wenn man wirklich in die absolut engere Wahl gekommen ist, also beim zweiten Vorstellungsgespräch.
- Fragen des Bewerbers/der Bewerberin
Im Vorstellungsgespräch können bzw. sollten Sie sogar selbst Fragen stellen. Damit unterstreichen Sie Ihr Interesse. Aber bitte fragen Sie nicht als erstes nach dem 13. Monatsgehalt oder wann Sie Urlaub haben können.
Fragenbeispiele:
Ist diese Position/dieser Arbeitsplatz neu geschaffen worden oder fester Bestandteil in Ihrem Unternehmen?
Gibt es ein Organigramm (Organisationsplan), in dem der ausgeschriebene Arbeitsplatz dargestellt wird?
Wie ist die Einarbeitungsphase geplant? (Ansprechpartner, Programm, wie lange)?
Mit welchen Personen/Abteilungen werde ich zusammenarbeiten?
Welche Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es in Ihrem Unternehmen?
Wie würden Sie den Führungs- und Umgangsstil in Ihrem Haus charakterisieren?
- Abschluss des Gesprächs und Verabschiedung
Fragen Sie, ab wann Sie mit einer Nachricht etwa rechnen können bzw. ob und wann Sie sich melden dürfen.
Folgegespräch(e)
Haben Sie keine Absage bekommen, dann sind Sie ganz nah dran am Ziel Ihrer Träume. Allerdings ist es möglich, dass ein weiteres Vorstellungsgespräch auf Sie wartet.
Gerade bei der Suche nach Führungskräften setzen Arbeitgeber oft ein zweites, wenn nicht sogar ein drittes Vorstellungsgespräch an. Hier geht es darum, offen gebliebene Fragen ausführlich abzuklären, noch einen besseren, stabileren persönlichen Eindruck zu bekommen und Sie Ihren potenziellen KollegInnen vorzustellen, um ggf. auch deren Meinung mit zu berücksichtigen.